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Die Bismarkwarte

Vom 01. April 1908 bis zum 22. März 1974 krönte sie den Marienberg

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„Der Rat der Stadt muß die stark diskutierte Umgestaltung der Marienberges einschließlich einer massiven Freilichtbühne zur Grundlage eines Aufbauplanes machen, der durch die Mobilisierung der gesamten Bevölkerung zu realisieren ist“. heißt es in dem Kampfplan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Wir zeigen im obigen Bild einen Entwurf Herrn Prof. Threynes über die Gestaltung der Bismarckwarte.

EINWEIHUNGBISMARCKWARTE
02926PBismarckKrieger
MbergBismarck-WarteSpringbrunnen
31288PBismarck
50956PBismarck
13292PBismarck
GesprengteBismarckWarteMarz1974
zeitungsartikel

Bismarck und Brandenburg

So beschloss denn die Regierung die Auflösung der Versammlung und die Oktroyierung der Verfassung, die sich von der von der Volksvertretung beratenen nicht gar so sehr unterschied, und ordnete Neuwahlen an. Diese Wahl, im Dezember 1848, hat für unseren Kreis insofern eine ganz besondere Bedeutung, als durch sie Otto von Bismarck- Schönhausen Abgeordneter der Zweiten Kammer wurde und so auf die Dauer von vier Jahren mit dem Wahlkreis Brandenburg- Westhavelland-Zauch-Belzig in enge Beziehungen trat. Bismarck, damals noch einfacher Landedelmann, hatte sich in dem tollen Jahr in leidenschaftlichen Versuchen bemüht, der königlichen Gewalt, die sich selbst aufzugeben schien, als Privatmann beizuspringen und die preußische Monarchie, die er mit ganzer Seele verehrte, gegen König und Regierung durch seines Willens Wucht zu erretten. Jetzt, als sich die Regierung zu ermannen schien, war er ungeduldig, ein Kammermandat zu erhalten, um seinen Meinungen auf der Tribüne zur Geltung zu bringen. Es ist klar, dass ein Mann von den feudalen Anschauungen Bismarcks wohl bei dem Landvolk des Wahlkrieses Anklang finden, aber nicht ohne weiteres in der Stadt Brandenburg Boden fassen konnte. So stark die Ernüchterung, die Wiederbesinnung auf preußischen Patriotismus unter den Beamten, den alten Kriegern, den kleinen Bürgern sein mochte, so waren doch die Konservativen der Stadt in ihrer Mehrheit durchaus gemäßigt. Unter diesen Umständen war es für Bismarck sehr günstig, dass ihm gegenüber der Oberbürgermeister Franz Ziegler kandidierte, der sich in der Stadt durch rücksichtsloses Durchgreifen manche Feinde gemacht und neuerdings durch seinen Gesinnungswechsel von absolutistischer Richtung zur entscheidendsten Demokratie bei Rechts- und Linksstehenden allgemeine Verblüffung erzeugte.
Die erste Anregung zu Bismarcks Wahlkandidatur in Brandenburg scheint die Anwesenheit der jungen Gattin des Brandenburger Strafanstaltsdirektors Barschall, Franziska geb. von Puttkammer, einer Cousine der Gattin Bismarcks in Schönhausen gegeben zu haben. Ihr dankte der Bundestagsabgesandte, wie er später im Scherz sagte, seine Laufbahn.

Barschall war Vorsitzender des hiesigen patriotischen Vereins und trat, obwohl er anfangs selber zu kandieren gedachte, sogleich mit Feuereifer für den hochbegabten Verwandten ein.
Bismarck ist noch wiederholt im Brandenburger Wahlkreise gewählt worden, sogleich wieder im Frühjahr 1849; aber des gelang dies nur mit Hilfe des stark veränderten Wahlverfahrens durch die ländliche Bevölkerung, denn in der Stadt Brandenburg büßte der äußerst rechtsstehende Junker bald viele Anhänger namentlich durch sein Verhalten in der Angelegenheit der Kaiserwahl ein. Der König aber war über seine Wiederwahl sehr erfreut. Als er im Oktober 1849 nach Brandenburg kam, um die neunte Säkularfeier des Domes zu begehen und das 1848 zu den Sitzungen der Nationalversammlung benutzte Gotteshaus neu zu weihen, lud es den Abgeordneten von Bismarck-Schönhausen zu dieser von großen Jubel des Volkes begleiteten Feier, und als bei dem Festmahle , zu dem auf des Königs Wunsch alle Schulzen und Pfarrer aus den Dörfern des Domstifts eingeladen worden waren, der Monarch auf die alte getreue Kur- und Hauptstadt Brandenburg trank, stellte Bismarck der Königin die wackeren Dorfschulzen vor, die sich um seine Wahl besonders verdient gemacht hatten.
Eine dauernde Erinnerung an diese Wahlen ist das lebensgroße Ölgemälde Ottos von Bismarck, das auf dem oberen Flur des Brandenburger Rathauses sich befindet. Es stellt den Schlossherrn von Schönhausen im Park seines Gutes mit seiner dänischen Dogge Odin stehend dar, und ist von hoher Bedeutung als das älteste größere Bildnis des Reichskanzlers, das fast gänzlich unbekannt war, ehe ich es vor zweieinhalb Jahren veröffentlicht habe. Es ist vom dem Künstler M. Behrendt ohne Bestellung gemalt worden; später wurde auf Veranlassung des Malers eine Verlosung unter dem havelländischen Landadel veranstaltet, und die Gewinnerin schenkte 1854 das Kunstwerk dem Oberbürgermeister Brandt für die Stadt Brandenburg zur dauernden Erinnerung an die Wahl des „wahren Vaterlandfreundes Otto von Bismarck und den Anteil so vieler braver Bewohner der alten vaterländischen Stadt.“
Bismarck und Ziegler sind beide Söhne der Mark, und in Bismarcks Briefen wie in Zieglers Novellen findet sich neben glänzenden Geistesblitzen das tiefe Naturgefühl für das niederdeutsche Flachland mit Sand und Sumpf, mit Kiefernheide und blauen Seenspiegel. Der eine, ein Spross des trotzig-selbständigen Landadels, der doch seine politische Stellung erst gewinnt als einflussreicher Gefolgsmann der Krone, der andere ein Vertreter des aufstrebenden Bürgerstandes, genährt mit dem geisteserbe politisch mündiger Völker. Beide haben durstig am Brunnen deutscher und fremder Bildung gesogen. Während Bismarck aber seiner Seele Gleichgewicht erst durch Versenkung im kindisch-frommen Glauben gefunden hat, glaubt Ziegler seines Geistes Freiheit nur wahren zu können, wenn er sich an den Ideen der Aufklärung des 18. Jahrhunderts nährt, und er hat mit dem Freisinn jener Zeit auch ihre Frivolität eingesogen. Beide sind stolze Preußen. Bismarck …
In Ziegler lebt aber bei aller Opposition gegen die absolute Krone in Zeiten der Gefahr ein starkes nationales Empfinden, wie er 1866 in Breslau rief: Das Herz der Demokraten ist allemal da, wo die Fahnen des Landes wehen. Jeder hat freilich ein grundverschiedenes Ideal von Preußens.

Etwa 60 Jahre später hat Brandenburg seine Beziehungen zu dem großen Reichskanzler geehrt dadurch, dass es aus märkischen Findlingen die charakteristische Bismarckwarte errichtete, die mit ihren schönen Gartenanlagen den stimmungsvollen Aufgang zur Höhe des Marienberges bildet.


Exponate

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Statue Otto von Bismarck (1815 – 1898)
Zinkguss, braun patiniert, 1898
Sockelinschrift:
"Wir Deutsche/fürchten Gott/sonst nichts/in der Welt." und
„ 1815/1898"

Diese Worte sagte Bismarck während einer Reichstagsrede am 6. Februar  1888. Der Satz erlangte Berühmtheit als Ausdrucknationaler Stärke und zierte Statuen, Postkarten oder Schmuckteller.
Kaum bekannt war das Satzende: „Die Gottesfurcht ist es schon, die uns den Frieden lieben und pflegen lässt.“ Bismarck betonte den Zusammenhang von Stärke und Friedfertigkeit.
Bismarck- Devotionalien und Bismarckdenkmäler waren sichtbarster und dauerhaftester Ausdruck der Bismarckverehrung bzw. des Bismarck-Kults im Kaiserreich. Bismarckdenkmäler wurden seit 1868 zu Ehren des langjährigen preußischen Ministerpräsidenten (1862 – 1890) und ersten deutschen Reichskanzlers (1871-1890) Otto Fürst von Bismarckan vielen Orten des damaligen Deutschlands, in damaligen Kolonien
sowie auch auf anderen Kontinenten errichtet.
Nach seinem Tod 1898 nahm Bismarcks ohnehin schon enorme Popularität noch einmal zu und damit auch die Zahl der Denkmalprojekte.
Auch in Brandenburg wurde auf dem Marienberg 1908 eine Bismarckwarte errichtet. Auf Initiative des Spielzeugfabrikanten Ernst Paul Lehmann und finanziert durch Spenden des Brandenburger Bürgertums entstand sie nach den Entwürfen des Berliner Architekten Bruno Möhring (1863 – 1929).
Vom Südaufgang des Marienbergs kommend, war die in einer Nische aufgestellte Bismarck-Büste zu sehen. Diese Büste war ein Werk des Bildhauers Hugo Lederer (1871 – 1940). Über dem Eingang stand dieWidmung „Getreue Brandenburger ihrem Bismarck“.
Nach Entfernung der Bismarck-Büste und der Umbenennung in Friedenswarte im Jahr 1958 erhielt die Nische 1959 ein Relief mit einer Friedenstaube. Nach 15 Jahren wurde die Warte wegen angeblicher Baufälligkeit gesprengt.