Kurioses
Rodeln auf dem Marienberg
Der Brandenburger Anzeiger vom 20. Februar 1933 berichtet:
Sportbegeisterung auf dem Marienberg
Es spät, aber immerhin nicht unwillkommen rieseln in diesem Jahre die schönen, weißen Flocken. Leider sind sie nur allzu spärlich in den letzten Tagen gewirbelt, so dass die Dächer ihre Ziegel noch durchscheinen lassen die Bäume noch kalt und starr ihre Aeste in den grauen Himmel recken.
An den windgeschützten Stellen aber, in den Anlagen auf den Bänken, Fenstersimsen und Mauervorsprüngen hat sich eine, wenn auch nicht besonders dicke Schneedecke gebildet, die von Mädchen und Jungen fleißig zu Schneebällen verarbeitet wird.
Mit fliegenden Zöpfen, strahlenden Augen du geröteten Wangen und Händen werden hier „Schlachten“ geschlagen, von deren Wichtigkeit wir Großen keine Ahnung haben.
Nicht weniger groß war gestern die Sportbegeisterung der Rodler und Skifahrer auf dem Marienberg. Wo nur der Weg, eine Rasenfläche einiges Gefälle aufweist, glitten Kufen über den Schnee, erklang das warnende „Bahn frei!“.
Wie gewöhnlich übte der Triglafweg die stärkste Anziehungskraft aus. Da die Bahn infolge des wenigen Schnees nur bis zum ersten Kreuzweg in Höhe des Spielplatzes führt, ist sie weniger gefährlich und war deshalb gestern in der Hauptsache von den kleinen Sportlern besucht. Die Begeisterung für den Rodelsport konnte aber bei einem internationalen Bobrennen auch nicht größer sein. Wie das kribbelte und wimmelte! Wie die Augen leuchteten! Mit welch emsiger Geschäftigkeit man den Schlitten wieder hinaufzog, um recht schnell dranzukommen.
Zuschauer hatten sich in großer Anzahl eingefunden. Tief gestaffelt standen sie an dem Rand der bahn und sahen sich das unbekümmerte Treiben an, lachten herzhaft, wenn ein Fahrzeug in die Menge hineinfuhr und den einen oder anderen, der nicht rechtzeitig beiseite sprang, umwarf. Hüte kollerten, Frauen riefen, und ein ängstlicher Kindermund fragte: „Haben Sie sich weh getan?“
Aber auch die anderen Bahnen wiesen eine starke Besetzung auf. Sogar der „Rasende Roland“ an der Adler-Brauerei war nicht verwaist wie in den letzten Jahren. Auch hier machte sich der Schneemangel stark geltend, so daß die Bahn bald vereist war und teilweise der Sand zutage trat.
Einen anderen starken Anziehungspunkt für die zahlreichen Spaziergänger bildete die Skibahn vom Kriegerdenkmal zum Krematorium. Bedauerlicherweise hatten Rodler trotz der Verbotstafel diese Bahn befahren und geglättet. Hier zeigte ein Skifahrer, umlagert von einer „fachmännischen“ Menge, mit recht viel Mut seine sprunglichen Leistungen. Daß die Bahn für Abfahrt, den Sprung oder den Christiana noch nicht geeignet ist, beweisen seine zerrissenen Hosen und die unter den aufgekrempelten Aemeln sichtbaren Verletzungen. Ein am Ende der Bahn aufgeworfener Blätterwall schützte den Fahrer vor dem Zusammenprall mit dem Zaun des Krematoriums, da die Schneeverhältnisse ein Abstoppen während der Fahrt nicht erlaubten.
Unverhohlen drückten die Zuschauer ihre Bewunderung aus und bewiesen ein reges Interesse dadurch, daß sie – gute Ratschläge geben.
Kaiserbesuch
Der Kaiser im Gespräch mit Brandenburger Bürgern
Der Kaiser, der schon während der ganzen Feier in sichtlich froher Stimmung war, geruhte, nachdem er wiederholt Oberbürgermeister Dreifert in huldvoller Weise ins Gespräch gezogen, neben anderen Herren seines Gefolges und aus dem Kreise der Ehrengäste auch mehrere Brandenburger Bürger anzusprechen, so die Herren Kommerzienrat Lehmann, Geh. Kommerzienrat Gumpert, Fabrikdirektor Patz und Schneidemühlenbesitzer Jul. Wegener. Unter anderem äußerte er in huldvoller Weise: „Wenn solcher Wein auf den Marienberge wächst, dann können Sie mich öfter einladen.“ Weiter sagte der Kaiser: „In Friesack wurde mir der Trunk nicht so leicht gemacht. Ich saß zu Pferde und der Helm hinderte etwas. Da hatte Tschirschky einen solchen Pokal vollgegossen, und als ich ihn ausgetrunken hatte, da hörte ich hinter mir einen Landmann sagen: „Er hätt ooch keen Droppn dringelassen.“
Als ihm Herr Geh. Kommerzienrat Gumpert als ältester Stadtverordneter vorgestellt wurde, entwickelte sich folgendes Gespräch: Majestät: Sie sind der älteste Ehrenbürger von Brandenburg? Majestät! Ich habe von Ew. Majestät Vorfahren als Gymnasiast Se. Majestät den König Friedrich Wilhelm III. auf dem Domplatz bei einer Jubelfeier gesehen. – Der Kaiser: Wie alt sind Sie denn? – Gumpert: Ich gehe ins 90. Jahr. - Der Kaiser: Das ist ja kaum glaublich; ich schätzte 62. Sagen Sie, wie haben Sie sich so gehalten? – Gumpert: Majestät haben ja vor dem Denkmal selbst anerkannt, daß die Brandenburger kräftige Naturen sind; dazu gehöre ich wohl auch. – Der Kaiser: Sie haben wohl auch den schönen Wein ausgesucht? – Gumpert: Nein Majestät, aber gekostet; solcher Tropfen kommt uns nicht zu, und aus diesem Pokal trinken nur Majestäten. – Ehe sich Se. Majestät von dem Geh. Kommerzienrat Gumpert wandte, reichte er ihm nochmals die Hand mit den Worten: Nun halten Sie sich ebenso in die 90er!
Se. Majestät der Kaiser wandte sich hierauf noch an mehrere Herren aus den Kreise der Ehrengäste, so an den Landrat von Tschirschky, Exzellenz v. Bülow, Bürgermeister Mattig und andere.
Im Vorraum des Festsaales war ein Modell des im nächsten Jahre zu errichtenden Deutschen Dorfes, das vom Kaiser besichtigt wurde.
Der berüchtigte Dreimännerwein
Berühmter Brandenburger, schon bei dem Gedanken an ihn verzerren sich die Gesichtsmuskeln zu einem säuerlichen Ausdruck, und verächtlich hört man raunen: Marienberger Schattenseite, der berüchtigte Dreimännerwein, wo zwei hilfreiche Männer den dritten halten müssen, der sich opfert und das Getränk in sich gießt.
Es gab eine Zeit, wo das Gewächs des Harlunger Berges nicht bloß die geborenen Brandenburger erquickte, sondern weithin verschickt wurde und einen ehrenvollen Platz in den Hofkellern mecklenburgischer Fürsten fand.
Nun noch ein Kriminalfall:
Marienkirche und Kloster auf dem eben besungenen Harlunger- oder Marienberg entvölkerten sich immer mehr nach der Reformationszeit. Die Prämonstratensermönche wanderten ab. Der Probst (Klostervorsteher) erhielt keine Einkünfte mehr vom Kurfürsten Joachim II. Die Gebäude auf dem Berg verfielen immer mehr. Aus der Kirche und dem Kloster wurde alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest war, obwohl der Kurfürst beide Einrichtungen dem Domkapitel zum besseren Schutz übereignete. Jedenfalls stahlen die Diebe auch den alten Wein des Kurfürsten aus dem Klosterkeller auf dem Berge. Die Missetäter wurden zur großen Erheiterung der Brandenburger Bürger, so berichtet die Chronik, nie ertappt. Hoffentlich hat ihnen der kurfürstliche Wein geschmeckt.
Welche Bedeutung die kurfürstliche Regierung dem Weinbau zumaß, lassen zwei Bestimmungen erkennen:
Aus dem Jahre 1533:
„Wer mutwillig Weinstöcke beschädigt, dem wird eine Hand abgeschlagen.“
Aus dem Jahre 1580, als Kurfürst Johann-Georg regierte: „Das einfache Volk sei vom Weingenuss ausgeschlossen.“
Dem „gemeinen Mann“ war es gestattet Bier zu trinken, aber nicht in den Brandenburger Ratskellern. Da hatte der „gemeine Mann“ Lokalverbot. Die Ratskeller blieben der Stadtobrigkeit, den Zunftmeistern, Kaufleuten und dem Adel vorbehalten.
Gedicht vom Brandenburger Wein.
Historisch verbürgt von K. Lauck.
Freund, kommst Du einmal ins Havelland
Nach Brandenburg an den Havelstrand
Und Du bist da nicht recht bekannt,
Laß meinen Ratschlag Dir heilig sein,
Und hüte Dich vor heimischen Wein,
Sonst gehst Du wohl bald zur Ewigkeit ein!
Der Wein wird heute nicht mehr gebaut*)
Weil den Winzern selber davor gegraut;
Doch soll es noch einige Flaschen geben,
Und es wäre doch schade ums schöne Leben.
Einmal hat einer davon getrunken,
Der ist sofort tödlich umgesunken,
So hat man den Wein dem Henker gegeben,
Der nahm damit den Schächern das Leben.
Ein Faß voll ward in die Havel gelassen,
Da starben die Fische in großen Massen.
Der Rest kam auf Neuendorfer Land;
Dort wächst heute noch nichts als Sand.
Ein besonderer Fall von des Weines Tücke
Ist unsere Gottfried-Krüger-Brücke.
Ich habe in alten Büchern gelesen,
Die Brücke sei früher eben gewesen;
Doch hat man in einer Hexennacht
In der Mostrichmühle den Versuch gemacht,
Den Senf zu säuern mit diesem Wein,
Und ein Maß voll fiel in den Graben hinein
Da hat sich die Brücke verzerrt und verzogen,
Gekrümmt und gewölbt, und nun hat sie `nen Bogen
So steht sie noch heute, dass ist nicht gelogen.
Wer das nicht glaubt, bekommt von dem Wein
Fünf Tropfen in sein Trinkwasser hinein.
*) Auf dem Marienberg, den Klein-Kreutzer Weinbergen und
dem Hasselberg bei Butzow ist früher Wein gebaut worden
Der Brandenburger Anzeiger vom 20. Februar 1933 berichtet:
Sportbegeisterung auf dem Marienberg
Es spät, aber immerhin nicht unwillkommen rieseln in diesem Jahre die schönen, weißen Flocken. Leider sind sie nur allzu spärlich in den letzten Tagen gewirbelt, so dass die Dächer ihre Ziegel noch durchscheinen lassen die Bäume noch kalt und starr ihre Aeste in den grauen Himmel recken.
An den windgeschützten Stellen aber, in den Anlagen auf den Bänken, Fenstersimsen und Mauervorsprüngen hat sich eine, wenn auch nicht besonders dicke Schneedecke gebildet, die von Mädchen und Jungen fleißig zu Schneebällen verarbeitet wird.
Mit fliegenden Zöpfen, strahlenden Augen du geröteten Wangen und Händen werden hier „Schlachten“ geschlagen, von deren Wichtigkeit wir Großen keine Ahnung haben.
Nicht weniger groß war gestern die Sportbegeisterung der Rodler und Skifahrer auf dem Marienberg. Wo nur der Weg, eine Rasenfläche einiges Gefälle aufweist, glitten Kufen über den Schnee, erklang das warnende „Bahn frei!“.
Wie gewöhnlich übte der Triglafweg die stärkste Anziehungskraft aus. Da die Bahn infolge des wenigen Schnees nur bis zum ersten Kreuzweg in Höhe des Spielplatzes führt, ist sie weniger gefährlich und war deshalb gestern in der Hauptsache von den kleinen Sportlern besucht. Die Begeisterung für den Rodelsport konnte aber bei einem internationalen Bobrennen auch nicht größer sein. Wie das kribbelte und wimmelte! Wie die Augen leuchteten! Mit welch emsiger Geschäftigkeit man den Schlitten wieder hinaufzog, um recht schnell dranzukommen.
Zuschauer hatten sich in großer Anzahl eingefunden. Tief gestaffelt standen sie an dem Rand der bahn und sahen sich das unbekümmerte Treiben an, lachten herzhaft, wenn ein Fahrzeug in die Menge hineinfuhr und den einen oder anderen, der nicht rechtzeitig beiseite sprang, umwarf. Hüte kollerten, Frauen riefen, und ein ängstlicher Kindermund fragte: „Haben Sie sich weh getan?“
Aber auch die anderen Bahnen wiesen eine starke Besetzung auf. Sogar der „Rasende Roland“ an der Adler-Brauerei war nicht verwaist wie in den letzten Jahren. Auch hier machte sich der Schneemangel stark geltend, so daß die Bahn bald vereist war und teilweise der Sand zutage trat.
Einen anderen starken Anziehungspunkt für die zahlreichen Spaziergänger bildete die Skibahn vom Kriegerdenkmal zum Krematorium. Bedauerlicherweise hatten Rodler trotz der Verbotstafel diese Bahn befahren und geglättet. Hier zeigte ein Skifahrer, umlagert von einer „fachmännischen“ Menge, mit recht viel Mut seine sprunglichen Leistungen. Daß die Bahn für Abfahrt, den Sprung oder den Christiana noch nicht geeignet ist, beweisen seine zerrissenen Hosen und die unter den aufgekrempelten Aemeln sichtbaren Verletzungen. Ein am Ende der Bahn aufgeworfener Blätterwall schützte den Fahrer vor dem Zusammenprall mit dem Zaun des Krematoriums, da die Schneeverhältnisse ein Abstoppen während der Fahrt nicht erlaubten.
Unverhohlen drückten die Zuschauer ihre Bewunderung aus und bewiesen ein reges Interesse dadurch, daß sie – gute Ratschläge geben.
Kaiserbesuch
Der Kaiser im Gespräch mit Brandenburger Bürgern
Der Kaiser, der schon während der ganzen Feier in sichtlich froher Stimmung war, geruhte, nachdem er wiederholt Oberbürgermeister Dreifert in huldvoller Weise ins Gespräch gezogen, neben anderen Herren seines Gefolges und aus dem Kreise der Ehrengäste auch mehrere Brandenburger Bürger anzusprechen, so die Herren Kommerzienrat Lehmann, Geh. Kommerzienrat Gumpert, Fabrikdirektor Patz und Schneidemühlenbesitzer Jul. Wegener. Unter anderem äußerte er in huldvoller Weise: „Wenn solcher Wein auf den Marienberge wächst, dann können Sie mich öfter einladen.“ Weiter sagte der Kaiser: „In Friesack wurde mir der Trunk nicht so leicht gemacht. Ich saß zu Pferde und der Helm hinderte etwas. Da hatte Tschirschky einen solchen Pokal vollgegossen, und als ich ihn ausgetrunken hatte, da hörte ich hinter mir einen Landmann sagen: „Er hätt ooch keen Droppn dringelassen.“
Als ihm Herr Geh. Kommerzienrat Gumpert als ältester Stadtverordneter vorgestellt wurde, entwickelte sich folgendes Gespräch: Majestät: Sie sind der älteste Ehrenbürger von Brandenburg? Majestät! Ich habe von Ew. Majestät Vorfahren als Gymnasiast Se. Majestät den König Friedrich Wilhelm III. auf dem Domplatz bei einer Jubelfeier gesehen. – Der Kaiser: Wie alt sind Sie denn? – Gumpert: Ich gehe ins 90. Jahr. - Der Kaiser: Das ist ja kaum glaublich; ich schätzte 62. Sagen Sie, wie haben Sie sich so gehalten? – Gumpert: Majestät haben ja vor dem Denkmal selbst anerkannt, daß die Brandenburger kräftige Naturen sind; dazu gehöre ich wohl auch. – Der Kaiser: Sie haben wohl auch den schönen Wein ausgesucht? – Gumpert: Nein Majestät, aber gekostet; solcher Tropfen kommt uns nicht zu, und aus diesem Pokal trinken nur Majestäten. – Ehe sich Se. Majestät von dem Geh. Kommerzienrat Gumpert wandte, reichte er ihm nochmals die Hand mit den Worten: Nun halten Sie sich ebenso in die 90er!
Se. Majestät der Kaiser wandte sich hierauf noch an mehrere Herren aus den Kreise der Ehrengäste, so an den Landrat von Tschirschky, Exzellenz v. Bülow, Bürgermeister Mattig und andere.
Im Vorraum des Festsaales war ein Modell des im nächsten Jahre zu errichtenden Deutschen Dorfes, das vom Kaiser besichtigt wurde.
Der berüchtigte Dreimännerwein
Berühmter Brandenburger, schon bei dem Gedanken an ihn verzerren sich die Gesichtsmuskeln zu einem säuerlichen Ausdruck, und verächtlich hört man raunen: Marienberger Schattenseite, der berüchtigte Dreimännerwein, wo zwei hilfreiche Männer den dritten halten müssen, der sich opfert und das Getränk in sich gießt.
Es gab eine Zeit, wo das Gewächs des Harlunger Berges nicht bloß die geborenen Brandenburger erquickte, sondern weithin verschickt wurde und einen ehrenvollen Platz in den Hofkellern mecklenburgischer Fürsten fand.
Nun noch ein Kriminalfall:
Marienkirche und Kloster auf dem eben besungenen Harlunger- oder Marienberg entvölkerten sich immer mehr nach der Reformationszeit. Die Prämonstratensermönche wanderten ab. Der Probst (Klostervorsteher) erhielt keine Einkünfte mehr vom Kurfürsten Joachim II. Die Gebäude auf dem Berg verfielen immer mehr. Aus der Kirche und dem Kloster wurde alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest war, obwohl der Kurfürst beide Einrichtungen dem Domkapitel zum besseren Schutz übereignete. Jedenfalls stahlen die Diebe auch den alten Wein des Kurfürsten aus dem Klosterkeller auf dem Berge. Die Missetäter wurden zur großen Erheiterung der Brandenburger Bürger, so berichtet die Chronik, nie ertappt. Hoffentlich hat ihnen der kurfürstliche Wein geschmeckt.
Welche Bedeutung die kurfürstliche Regierung dem Weinbau zumaß, lassen zwei Bestimmungen erkennen:
Aus dem Jahre 1533:
„Wer mutwillig Weinstöcke beschädigt, dem wird eine Hand abgeschlagen.“
Aus dem Jahre 1580, als Kurfürst Johann-Georg regierte: „Das einfache Volk sei vom Weingenuss ausgeschlossen.“
Dem „gemeinen Mann“ war es gestattet Bier zu trinken, aber nicht in den Brandenburger Ratskellern. Da hatte der „gemeine Mann“ Lokalverbot. Die Ratskeller blieben der Stadtobrigkeit, den Zunftmeistern, Kaufleuten und dem Adel vorbehalten.
Gedicht vom Brandenburger Wein.
Historisch verbürgt von K. Lauck.
Freund, kommst Du einmal ins Havelland
Nach Brandenburg an den Havelstrand
Und Du bist da nicht recht bekannt,
Laß meinen Ratschlag Dir heilig sein,
Und hüte Dich vor heimischen Wein,
Sonst gehst Du wohl bald zur Ewigkeit ein!
Der Wein wird heute nicht mehr gebaut*)
Weil den Winzern selber davor gegraut;
Doch soll es noch einige Flaschen geben,
Und es wäre doch schade ums schöne Leben.
Einmal hat einer davon getrunken,
Der ist sofort tödlich umgesunken,
So hat man den Wein dem Henker gegeben,
Der nahm damit den Schächern das Leben.
Ein Faß voll ward in die Havel gelassen,
Da starben die Fische in großen Massen.
Der Rest kam auf Neuendorfer Land;
Dort wächst heute noch nichts als Sand.
Ein besonderer Fall von des Weines Tücke
Ist unsere Gottfried-Krüger-Brücke.
Ich habe in alten Büchern gelesen,
Die Brücke sei früher eben gewesen;
Doch hat man in einer Hexennacht
In der Mostrichmühle den Versuch gemacht,
Den Senf zu säuern mit diesem Wein,
Und ein Maß voll fiel in den Graben hinein
Da hat sich die Brücke verzerrt und verzogen,
Gekrümmt und gewölbt, und nun hat sie `nen Bogen
So steht sie noch heute, dass ist nicht gelogen.
Wer das nicht glaubt, bekommt von dem Wein
Fünf Tropfen in sein Trinkwasser hinein.
*) Auf dem Marienberg, den Klein-Kreutzer Weinbergen und
dem Hasselberg bei Butzow ist früher Wein gebaut worden