Der Weinanbau in und um die Stadt Brandenburg geht bis in das 12./13. Jahrhundert zurück. Bereits 1173 wurde von Weinanbau am Harlunger Berg, dem späteren Marienberg, berichtet, als Bischof Siegfried von Brandenburg seinem Domkapitel die Marienkirche auf dem Harlunger Berg samt dem Zehnten aus den dort befindlichen Weinbergen übertrug. Den Weinanbau am Berg betrieben v.a. die Bürger der Altstadt, auch wenn die Mitglieder des Domkapitels u. des 1435 gegründeten Prämonstratenserstiftes bei der Marienkirche Einkünfte aus dem Weinanbau hatten. Die Stifte beeinflussten auch die Weingärtnergilde der Altstadt, die 1474 eine Kapelle in der Gotthardtkirche stiftete. Dass nicht der Rat der Altstadt, sondern die Kapitel aus Dom und Marienkirche dem Kf. Die überarbeitete Gildesatzung von 1535 vorlegten, belegt, ebenso den starken Einfluss, den die Stifte auf den altstädtischen Weinbau ausübten. Möglicherweise bildeten Dom- uns Marienkapitel seit 1535 sogar gemeinsam mit den altstädtischen Weingärtnern die Weingärtnerzunft. Nach Auflösung des Stiftes an der Marienkirche besaßen einige wohlhabende Bürger, v.a. aber altstädtische Ackerbürger, die Weingärten, die sie selbst bewirtschafteten.
Die Neustadt bemühte sich im Spätmittelalter mehrfach vergeblich darum, ebenfalls das Recht zum Weinanbau am Harlunger Berg zu erwerben. Die Altstädter haben dieses jedoch verhindert. 1525 rief der Rat der Neustadt schließlich zur Anlage von Weingärten auf dem Hohe Warte genannten Berg bei ihrem Kämmereidorf Klein Kreuz auf. Bald reichten dort die „Alten Weinberge“ mit 43 Weingärten nicht mehr aus und es wurden die „Neuen Weinberge“ angelegt. Die Weinbergsbesitzer von Klein Kreutz waren wohlhabende Brandenburger Bürger, sog. „Weinherren“, wie sie in der neustädtischen Weinmeisterordnung genannt wurden. Sie ließen ihre Weinberge von „Weinmeistern“ bewirtschaften, die Tagelöhner für die anfallenden Arbeiten anwarben.
Der Weinanbau in Brandenburg stand im 17. Jahrhundert noch in hoher Blüte. Aus dem Jahr 1622 wurde berichtet, dass am Marienberg die Weingärten kaum zu überblicken waren. Der märkische Wein wurde nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für den Export produziert, u.a. nach Thüringen, Sachsen und Böhmen. Dafür hatten Alt- und Neustadt schon im 16. Jahrhundert vom Kurfürsten das Privileg erhalten, selbst erzeugten Wein zollfrei ausführen zu dürfen. Der Export und die Tatsache, dass märkischer Wein auch für die Hoftafel brandenburgischer und mecklenburgischer Fürsten geliefert wurde, spricht für eine gewisse Qualität des märkischen Weines, von der sonst wenig bekannt ist.
Brandenburg gehörte mit Werder und Potsdam zu den größten märkischen Weinanbaugebieten. Ende des 18. Jahrhundert wurden in Brandenburg 391 Morgen zum Weinanbau genutzt (Werder: 380, Potsdam: 372). 1772 gewann man daraus in Brandenburg 237 Fass, in Werder 380, in Potsdam 407. Trotzdem sind im 18. Jahrhundert erste Krisensymptome im Weinanbau bemerkbar, die sich u.a. darin äußerten, dass Kg. Friedrich Wilhelm I. den Erzeugern Privilegien entzog und König Friedrich II. den märkischen Wein öffentlich verschmähte. Kalte Winter, Misswuchs (davon berichtete Joachim Fromme schon 1679), Nachlässigkeit in der Pflege der Rebenkulturen und im Keltern, hohe Besteuerung und veränderte Trinkbräuche, die in der Konkurrenz des aufkommenden Kornbranntweins sichtbar wurden, brachten den Brandenburger Wein um 1820 zum Erliegen. Der größte Teil der Klein Kreutzer Weinberge ging in den Besitz dort ansässiger Landwirte über, die auf Getreide-, Kartoffel- und Obstbau umstellten.
„Weinbriestens“
1926 schrieb Otto Tschirch: „In Brandenburg hat der Weinbau etwa seit 1820 fast ganz dem Getreide-, Kartoffel- und Obstbau weichen müssen. Der noch gewonnene Wein wanderte zu Pintussen in die Mostrichfabrik ... Doch nennt sich in der Askanierstraße ein Bewohner noch Weinmeister, und es besteht noch die Weinschenke der Witwe Briest, wo noch bis zur Gegenwart der heimische Traubensaft dargeboten und in reichlichen Mengen genossen wurde und durch und durch seine kräftige Säure große Fröhlichkeit erzeugte“. Die letzte Zeugin war Frau ... Briest, geboren 1902. Ihr Vater war der Weinbergsbesitzer Hermann Briest. Sie hatten hinter dem Weinlokal ein acht Morgen großes Grundstück, auf welchem bis etwa 1909 Weinreben wuchsen, die der Weinmeister selbst kelterte. Wein schenkte er in seinem Lokal aus. Frau Briest konnte sich erinnern, dass der Dung auf dem Rücken zum Berg hochgetragen wurde. Das Grundstück befand sich auf der Südwestseite des Marienbergs. In einem Zeitungsausschnitt aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts heißt es u.a.: „Der alte Briest war der letzte Weingutsbesitzer, Weinschenk und Weinmeister Brandenburgs. Bis 1900 hatte es ... noch frohe Tafelrunden und im Garten unter den Bäumen auch Heurigenfeste gegeben“.
Lit.: O. Tschirch: Vom Brandenburger Wein, in: Im Schutze des Rolands, Kulturgeschichtliche Streifzüge durch Alt-Brandenburg, Brandenburg 1922, S. 63-77
F.-K. Grasow: Der Klein Kreutzer Weinberg, in: Ksp 1968/2, S. 18-21.
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