Stadtbauräte


Stadtbauräte in Brandenburg

Die Stadtbauräte Moritz Wolf (Amtszeit 1919-1927, vorher Bauinspektor in Dortmund, danach Stadtbaurat von Hindenburg/Oberschlesien, ab 1930 in Leipzig) und Karl Erbs (Amtszeit seit 1928, bisher Stadtbaurat in Reichenbach in Schlesien) prägen ab 1919/20 entscheidend die bauliche Entwicklung Brandenburgs in der Weimarer Zeit. Wolf ist Vertreter der traditionalistischen Richtung, Erbs vertritt die Neue Sachlichkeit.
1925 legt Stadtbaurat Wolf den Stadtverordneten und dem Magistrat am 19. Februar den Entwurf eines General-Siedlungsplanes für das Wirtschaftsgebiet der Stadt Brandenburg (Havel) vor. Erster Perspektivplan zur langfristigen Stadtentwicklung.
Die Verantwortung für die stadtplanerische und architektonische Seite des städtischen Reformprogramms liegt seit März 1928 in neuen Händen: Moritz Wolf übernimmt das Amt des Stadtbaurats von Hindenburg (Oberschlesien) und wird 1930 Stadtbaurat von Leipzig. In der Stadtverordnetenversammlung wird Karl Erbs (1885-1970), bisher Stadtbaurat in Reichenbach (Schlesien), zu seinem Nachfolger gewählt. Mit diesem Wechsel hält die städtebauliche und architektonische Moderne Einzug in Brandenburg. Waren die während der Amtszeit Moritz Wolfs errichteten öffentlich Bauten beispielhaft für die an historischen Vorbildern orientierte („traditionalistische“) Richtung der zwanziger Jahre mit zum Teil expressionistischen Formen, steht das Baugeschehen während der Ära Erbs zunächst ganz im Zeichen der einer funktionalistischen Ästhetik verpflichteten „Neuen Sachlichkeit“: „Nicht im Schmuck und Zierrat, nicht in romantisch-malerischen Motiven, sondern in der streng zweckmäßig-sachlichen Entwicklung der Bauaufgabe liegt ihr künstlerischer Wert.“ Traditionalismus und Modern: die beiden wesentlichen Orientierungen im Planen und Bauen der Weimarer Republik treffen so in Brandenburg aufeinander. Dieses dialektische , von hohem sozialen Anspruch getragene Erbe gilt es heute wiederzuentdecken, denn in der traditionell auf wenige Exponenten der modernen Bewegung und ihre Wirkungsorte – in erster Linie Berlin, Frankfurt am Main und die Bauhausstatt Dessau – beschränkten Baugeschichtsschreibung war bislang kein Platz für Brandenburg.

Karl Erbs
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